Wir besuchten unsere lieben Gartenfreunde Marianne und Gerhard auf unserem Rückweg von unserem Kärntner Hortus. Wie immer wurden wir herzlich empfangen und trotz der späten Stunde gab es einen wunderbaren Gartenrundgang.

Schaut euch den Garten bei untergehender Sonne an!

Blumen aus dem Garten, wie schön!
Eine wunderschöne Steinpyramide. Und wozu braucht man so was? Wird manche/r fragen. Eidechsen und Schmetterlinge sonnen sich, Vögel können oben sitzen, haben somit einen Ansitz, in den Ritzen verstecken sich vielerlei Tiere und wenn nach unten gegraben wurde, können auch Kröten überwintern. In die Ritzen kann man etwas pflanzen, Mauerpfeffer und Hauswurzen zum Beispiel. Eine Steinpyramide ist ein Tausendsassa. Es könnte auch ein (Lese-)Steinhaufen sein, wenn man die hohen Pyramiden nicht mag.
Und wieder sind wir bei einem meiner beiden Lieblingsplätze im Garten der Glockenblumen: dem Poolbeet. Das alte Schwimmbecken wurde „kurzerhand“ oder eher „langerlastwagenschaufeln“ in ein Magerbeet umgewandelt. Was hier im Juli schon beeindruckend blüht, ist der Muskatellersalbei. Ein wahrer Insektenmagnet.
Wer die Holzbiene anlocken will, pflanzt am besten Muskatellersalbei. Unzählige Holzbienen schwirrten in diesem hohen Salbei herum. Ein Vergnügen, hier zuzuschauen und zuzuhören.
Holzbiene im Anflug auf den Muskatellersalbei
Prächtig schaut er aus. Ein Blickfang in jedem Garten. Und so nützlich. Also: wir wär´s mit einem Muskatellersalbei in eurem Garten?
Das Poolbeet: Gesamttiefe war 1,50 m. Davon wurden ca 80 cm mit grobem Straßenbaumaterial gefüllt und mit Rüttelplatte verdichtet, damit sich später nichts absenkt. Und dann heimisches Grädermaterial mit Nullanteil drauf, ca 0-40. Stehendes Totholz und heimische Wildpflanzen von den „Wilden Blumen“.

„Wozu soll so ein Steinhaufen im Garten gut sein? Ich hab ja keine Baustelle oder eine Gstätten!“

Auch wenn man es nicht glauben mag, so ein Steinhaufen bedeutet Leben!

Im Steinhaufen findet man Spalten und Hohlräume, es entsteht ein Mikroklima. Er wird dadurch zum Unterschlupf, Schlaf- oder sogar Paarungsplatz und Nahrungsquelle für Laufkäfer, für Tag- und Nachtfalter, Wildbienen, Erdkröten, Blindschleichen, Igel und viele andere Tiere. Je größer so ein Steinhaufen ist, umso mehr Arten werden sich im Lauf der Zeit einstellen. Auch wenn ihr nur einen kleinen Haufen anlegen wollt oder einfach nicht mehr Platz habt, auch der kann nützlich sein (alles ist nützlicher als artenarmer Rasen). Ihr könnt einen kleinen Steinhaufen kombinieren, mit Totholz, einem Magerbeet, einem Sumpfbeet vielleicht. Ihr werdet sehen, es wird zum Blickfang für die Menschen und zu einer Oase für die Tierwelt.

Ein kleines Sandarium für die Wildbienen und Grabwespen. Wenn man nicht dahinter ist, wird draus schnell eine undurchdringliche Wildnis. Es ist ein Aberglaube, dass nur in fetten gedüngten Böden Pflanzen gut wachsen.
Und hier sind sie: die Glockenblumen, die dem Hortus ihren Namen gaben: Hortus Campanularum
Ich glaube, dass es sicher hier um die Garten Skabiose ‚Black Knight‘ – Scabiosa atropurpurea handelt. Hier mit Holzbiene.
Rosa Blutweiderich am Teichrand
Blick von oben auf den Garten, Poolbeet, Magerbeete und der Teich.
Magerbeet neben dem Poolbeet. Traumhaft schön und traumhaft nützlich für die heimische Insektenwelt. Muskatellersalbei und Färberkamille gedeihen hier bestens.
Ein kleines Sandarium mit Nachtkerzen und rosa blühender Hügelnelke. (Dianthus collinus). Diese Nelke ist eine Rarität aus dem Marchtal und gefährdet. Durch die intensive Düngung überall verliert sie ihren Lebensraum. Sie besiedelt offene Stellen auf mageren, feucht-trockenen Wiesen. In einem Projekt des Vereins Natur im Garten, Die Garten Tulln und des WWF wurde sie nachgezüchtet und kann nun auch euren Garten verschönern und lebenswert machen.

wo bekommt man die Hügelnelke? Hier:

🌸 AustroPalm – Bio-Gärtnerei in Guntramsdorf
🌸 DIE GARTEN TULLN in Tulln
🌸 Staudengärtnerei Lechner in Strasshof
🌸 Oberleitner Gartenkultur in Ordning/Pöchlarn
🌸 Praskac Pflanzenland in Tulln
🌸 Wilde Blumen OG in Regau

(danke an dieser Stelle an Marianne für die interessantens Infos!)

Der wunderbare Teich. Weiße Seerosen blühen grad.
Von oben im 1. Stock fotografiert. Ein Teich ist pures Leben, ein ganz besonderer Lebensraum für die Tierwelt. Und wenn man ihn dann umrandet, mit Steinen und Totholz, Flachwasserzonen und ein Sumpfbeet anschließt, werden sich die Bewohner zahlreich einstellen.
Kommt man dem Teich näher, springen die Frösche ins Wasser. Froschlaich ist zahlreich da im Frühling, neues Leben entsteht. Im Vordergrund lila blühender Gewöhnlicher Ziest, im Hintergrund „unser“ Edelgamander. Ableger haben sich auf den Weg von Hortus zu Hortus gemacht. Es ist zu schön, zu sehen, was Gartenmenschen mit unseren Ablegern machen! 5 zarte Pflanzen waren es, jetzt ist es ein „Gebüsch“, sagt Marianne.

Der Edelgamander fühlt sich sichtlich wohl. Eine dankbare Staude. Sie gedeiht auch an Stellen, wo sich alles andere sonst schwertut.
Wunderschön blüht der Kaukasus-Gamander (Teursium hircanicum). Er kam aus einem Hortus aus Ungarn. Danke Ruth!
Blutweiderich links im Bild
Der 2. Standort der wertvollen Hügelnelke.
Im Hintergrund der Gewürzfenchel, wichtig für Schmetterlingsraupen. Die Raupen des Schwalbenschwanzes lieben ihn ganz besonders. Wir dürfen nicht vergessen, den Schmetterlingsraupen Futter bereitzustellen, denn ohne Futter für sie gibt es keine Schmetterlinge.
Mädesüß (Filipendula ulmaria) blüht hier am Teich. Traumhaft schön und traumhaft nützlich. Das Mädesüß liefert Nektar und viel Pollen für 37! Wildbienenarten, 14 heimischen Schmetterlingsarten dient es als Raupenfutter. Die Blüten, Knospen und Samen duften süß und können in der Küche verwendet werden. Was hält uns also davon ab, Mädesüß zu pflanzen? Nix, gell?
Wir umrunden das Haus und sehen diese alte upgecycelte Holzkiste mit blühenden Hauswurzen. Die kann man wirklich überal reinsetzen, sie gedeihen im mageren Substraten, kommen mit Regenwasser aus.
Hier blüht die Struachrose „Heidi Grimm“.
Wenn die grünen Blütenstände der Fetthenne zu sehen sind, weiß man, dass der Herbst naht.
Ein Blick in den Vorgarten und man weiß: hier sind Naturgärtner am Werk. Totholz und Sumpfbeet und heimische Pflanzen.
Statt Holz beim Bauhof zu entsorgen, macht man eine Holzskulptur draus. Es sind wertvolle Kleinbiotope, die die Lebensgrundlage für unzählige Tier- und Pflanzenarten bilden. So ein stehender Stamm kann als Ansitz für Vögel dienen und er ist Kinderstube für Käferlarven oder Wildbienen.

Stehendes Totholz ist außerdem ein sehr wertvoller Lebensraum für Moose, Flechten und Pilze.

Blick von oben auf das schöne Naturmodul.
Auch an den Sonnenblumen erkennt man, wenn der Sommer auf dem Höhepunkt ist und sich der Herbst anschleicht.
Diese herzigen Keramikkunstwerke töpfert eine Freundin von Marianne.

Danke für eure Gastfreundschaft, wir freuen uns auf ein Wiedersehen!

Mehr Fotos von diesem schönen Garten findet ihr hier:

Hortus Campanularum 2024

Hortustreffen Herbst 2020

Hortus Campanularum 2019

(c) Text und Fotos: Karin Kurzmann, aufgenommen im Hortus Campanularum in Niederösterreich im Juli 2020.