Das 3-Zonen-Gartenprinzip erklärt
Das 3-Zonen-Gartenprinzip so knapp wie möglich und so ausführlich wie nötig erklärt:
Ein Hortus (lateinisch für Garten) ist ein Garten für die Natur und den Menschen. Er ist in drei Zonen gegliedert:
Pufferzone, Hotspotzone und Ertragszone.
Die 3 Zonen sind ein Modell, das jeden Gartenbesitzer dabei unterstützt, den Garten zum Besseren zu verändern.
Die Pufferzone umgibt den Garten und grenzt ihn nach außen hin durch eine ein- oder mehrreihige Hecke aus einheimischen Sträuchern ab. Hinzu kommen noch Naturmodule, die man anlegt, um die Tierwelt zu fördern. Zum Beispiel Igelhaufen, Käferkeller, Eidechsenburg, Teich, Totholzhaufen, etc.
Im Prinzip ist die Pufferzone die Hecke um den Garten, mit der man sich gegen eine Straße abgrenzt, gegen den Lärm oder Dreck, oder ein gegen ein Feld, auf dem viel gedüngt und gespritzt wird.
Direkt am Haus und damit schnell erreichbar (im Idealfall) liegt die Ertragszone mit Gemüse- und Kräuterbeeten, Beerensträuchern etc. Hier können wir ernten und uns unter Umständen sogar selbst versorgen, wenn die Flächen groß genug sind. Die Ertragszone ist also nichts anderes als: Gemüsebeet, Obstbäume, Beerensträucher und Kräuter.
Und dann gibt es noch – und das ist anders als bei allen anderen Gartenkonzepten – die Hotspot-Zone. Dort wird der Boden abgemagert, denn auf magerem Substrat gedeihen wesentlich mehr (Wild-)Pflanzen als auf fetten, gedüngten Flächen. Dort herrscht die Vielfalt! Auf abgemagerten Böden wachsenden Blumenwiesen und in den Steingartenanlagen tummeln sich besonders viele Tiere.
Das ist also die optimale Verteilung der Zonen, das gelingt aber nur selten. Bei einer kompletten Neuanlage eines Gartens kann man natürlich problemlos die Zonen so anordnen. Meistens aber müssen wir uns nach den Gegebenheiten des Gartens richten, weil wir entweder unseren eigenen Garten umgestalten wollen oder einen bestehenden Garten übernommen haben.
Nach dem Anlegen eines 3-Zonen-Gartens braucht man dann nichts mehr von außen zuführen und auch nichts mehr entsorgen. Das heißt, dass, wenn man Grünschnitt etc. hat, diesen entweder kompostiert oder damit die Ertragszonen (Gemüsebeete) mulcht, so düngt man diese und gleichzeitig bleiben die mageren Flächen (Hotspot) mager (ungedüngt). Indem man dort, in der Hotspot-Zone, mäht und alles, was nicht hinpasst, entfernt, fehlen diese Nährstoffe, was bei Magerflächen unbedingt notwendig ist. Astschnitt kommt auf die Totholzhaufen und muss nicht entsorgt werden. Steine, die auftauchen, werden zu Naturmodulen für die Tierwelt. Man muss nichts zukaufen und nichts entsorgen. Das (Garten-)System erhält sich selbst. Also: keinen Dünger kaufen und keine Gartenabfälle mühsam beim nächsten Bauhof entsorgen oder in die Biotonne geben, für die man ja auch zahlen muss.
Pflanzenschutzmittel, Pestizide, Chemie, Schneckenkorn und künstliche Dünger werden in einem Hortus natürlich NICHT eingesetzt. Alle Zonen sind miteinander vernetzt und stabilisieren sich gegenseitig, sodass es kaum Schädlingsbefall gibt.
Hortus Girasole – Garten der Sonnenblume – wie sieht es hier mit den 3 Zonen aus?
Hier vermischen sich alle Zonen, wir haben ein Hochbeet für ein paar Salate und ein wenig Gemüse. Die Kräuter ziehen wir in Töpfen und in Beeten. Der Kirschbaum ist hoch und schmal, weil wir nicht so viel Platz haben, der Birnbaum dominiert den Garten. Beerensträucher sind in unserer „Naschecke“, dort steht der Säulenkirschbaum, 2 Josta-Beeren, 2 Ribiselsträucher, eine Brombeerhecke und eine alte Himbeersorte wächst dort. Kirschtomatensträucher ziehen wir in großen Töpfen. Erdbeeren wachsen unter dem Bauernjasmin und sind mit Totholzstämmen eingerahmt. Die Walderdbeeren haben wir in einem blauen Kräutertopf. Die Pufferzone existiert im Hortus Girasole praktisch nicht, weil es einen Holzzaun gibt. Trotzdem haben wir Sträucher gesetzt, weil wir die Vorteile, die sie der Tierwelt bieten, nicht missen möchten. Wir konnten auch keine größere Fläche zur Hotspot-Zone erklären, wir haben stattdessen bis jetzt 2 „Hotspot-Hochbeete“ gebaut, das Ziegelbeet auf der Terrasse und die Eidechsenburg. Beide wurden mit magerem Substrat (Sand, Steine, Schotter) gefüllt und sind unsere beiden kleinen Hotpost-Zonen.
Hortus Vespertilio – Garten der Fledermäuse – gibt es dort die 3 Zonen?
Dieser Garten ist ein alter Garten, er wurden in den späten 50er-Jahren im letzten Jahrhundert angelegt. Die Gartenfläche ist relativ groß, 1.200 Quadratmeter. Es gibt ein paar Obstbäume, einen Nussbaum, Fichten, eine Föhre und eine Lärche, Sträucher, Stauden und Gras. Seit kurzem wieder ein Gemüsebeet. Wir haben einige Beete angelegt und auch die erste Hotspot-Zone gebaut, in Form des Mauerbeetes. Dieser Garten hat noch viel Potenzial, durch die jahrelange Nicht-Bearbeitung des Gartens und überhaupt Nicht-Benutzung des Hauses haben sich hier einige Tiere eingefunden. Ein paar Wochen im Jahr arbeiten wir daran, auch diesen Garten in einen 3-Zonen-Garten zu verwandeln.
Und wir – die beiden begeisterten Hortusianer, die im Hortus Girasole und im Hortus Vespertilio werkeln:
Wir sind keine Biologen, keine professionellen Gärtner oder Gartengestalter, wir beobachten nur und stellen fest, wie sich das Leben in einem Garten verändern kann, wenn man die Art zu gärtnern ein klein wenig ändert. Und wenn man ein klein wenig geändert hat, dann möchte man mehr! Denn dann will man noch mehr Leben im Garten haben, einfach, weil es so schön ist! Jeder Gang in den Garten wird zu einer Safari! Eine Kleintierinsekten-Safari, keine Großwildsafari 😉
Näheres über das Hortus-Netzwerk erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Der erste Hortus wurde von Markus Gastl ins Leben gerufen. Weitere Informationen findet ihr auf seiner Website www.hortus-insectorum.de und in seinem Buch „Drei-Zonen-Garten“. Inzwischen gibt es bereits viele weitere Hortos, HIER die Karte, die sich in einer Facebook-Gruppe vernetzen und austauschen.
Dieses Hortus-Netzwerk ist kein Verein. Es ist eine locker organisierte Gruppe von Personen mit gleichen Interessen (Hortus, Drei Zonen, Freude an der Natur, an den im Garten lebenden Tieren, an Naturmodulen), die sich auf Facebook austauschen und sich sogar gegenseitig tatkräftig unterstützen, wenn ihre Gärten nicht zu weit auseinanderliegen.
Im Hortus-Netzwerk sprechen wir Empfehlungen aus, wie wir in unseren Gärten eine größtmögliche Vielfalt durch einheimische Pflanzen und Tiere erreichen können, schreiben aber niemandem vor, wie er/sie seinen/ihren Garten gestalten MUSS. Das Gärtnern nach dem Hortus-Gedanken, oder 3-Zonen-Prinzip, ist ein Angebot zu gärtnern. Eine Einladung, bei dieser Art der Gartengestaltung mitzumachen. Jeder ist willkommen, egal, wo er sich auf diesem Weg befindet. Der Weg ist niemals zu Ende, denn es gibt keinen perfekten Hortus.
Das Gärtnern nach dem 3-Zonen-Prinzip stellt EINEN möglichen Weg zu einem schönen, nützlichen und vielfältigen Garten dar. Es gibt Anleitungen, indem es z.B. das gängige Zonenmodell der Permakultur vereinfacht und an die aktuellen Gegebenheiten (Insektensterben, Verlust der Vielfalt im Tier- und Pflanzenreich) angepasst hat und somit für alle, die beginnen, sich mit dem natürlichen Gärtnern zu beschäftigen, einen wirklich guten Einstieg in die Materie anbietet.
Und jeder, der tiefer in die Materie eindringen möchte, kann dies dann auch tun. Durch die Idee der nachzubauenden Naturmodule bekommen wir Gelegenheit, auf einfache Weise herauszufinden, wie unglaublich sich ein Garten durch diese Module wandeln kann und wieviel Leben in einen Garten einkehren kann.
Das ist das Buch dazu. Wenn man das gelesen hat, kann man gar nicht mehr anders, als sofort zu beginnen, etwas im Garten zu ändern.