Gefüllte Blüten sind nutzlose Blüten – Nur ungefüllte sind nützlich!
Schaut euch diese beiden Tulpen an. Die erste ist ein ungefülltes Exemplar, darin krabbeln zwei Trauerrosenkäfer herum, mit Pollen bestäubt. Sie fressen sich gemütlich durch das Nektarangebot. Die rote Tulpe ist gefüllt, man sieht keine Staubgefäße. Sie bietet keinerlei Nahrung für Insekten.
Auch wenn ein Garten voller Blüten ist, kann es sein, dass Insekten hungern müssen. Viele dieser blühenden Gewächse haben gefüllte Blüten. Bei normalen Blüten der gleichen Art findet man dort die Staubgefäße (siehe das Foto mit der Tulpe mit den Trauerrosenkäfern). Diese, auch Staubblätter genannten Teile der Blüte, sind die wichtigen Pollen erzeugenden Organe rund um das Fruchtblatt. Bei den gefüllten Blüten sind auch die nektarproduzierenden Organe, die Nektarien, rückgebildet und damit funktionsunfähig.
Was sind gefüllte Blüten?
- Als gefüllte Blüten werden Blüten bzw. Blumen bezeichnet, bei denen die Blütenblätter züchterisch vermehrt wurden. Bei gefüllten Einzelblüten sind die Kron- oder Perigonblätter über die natürliche Zahl hinaus vermehrt, meist, indem Staubblätter, seltener die Fruchtblätter, in Kronblätter umgewandelt wurden. Bei Korbblütlern spricht man von gefüllten Köpfchen oder Körbchen, wenn die Röhrenblüten in Zungenblüten umgewandelt wurden.
- Gefüllt blühende Pflanzen, die zu keiner anerkannten Sorte gehören oder deren Sortenname nicht bekannt ist, werden oft mit dem Zusatz fl. pl. (lat. flore pleno, „mit voller Blüte“) hinter dem wissenschaftlichen Namen gekennzeichnet.
Woran erkennt man, ob eine Blüte gefüllt ist oder nicht?
- Wenn die Staubgefäße der Pflanze deutlich zu erkennen sind und sie auch Pollenstaub abgibt, dann ist die Blüte nicht gefüllt.
Warum werden Blüten gefüllt gezüchtet?
- Wenn eine Blüte erst einmal bestäubt ist, dann wird sie schnell blass und verwelkt. Gefüllte Blumen bleiben im Gegensatz dazu länger „schön“. Und nicht nur das. Vielen Menschen gefallen die gefüllten einfach besser als die „normalen“ Sorten.
Ein Beispiel ist die japanische Zierkirsche. Sie blüht wundervoll, doch sie hat weder Nektar noch Pollen und trägt natürlich auch keine Früchte. Man sieht sie im Frühling von weitem blühen, aber sie hat keinerlei Nahrung für die Insekten.
Ein weiteres Beispiel ist der Ranunkelstrauch. Im Frühjahr tummeln sich jedes Jahr zahlreiche Insekten an den ungefüllten Ranunkelsträuchern. In den meisten Gärten jedoch stehen große gefüllte Ranunkelsträucher. Dort summt nichts um den Strauch herum. Die gelben flauschigen Blütenköpfe sind herrlich anzuschauen und zu berühren. Aber nur die ungefüllten Blüten bieten Nektar und Pollen.
Die Gartencenter sind voll von diversen gefüllten Züchtungen: Akeleien, Chrysanthemen, Clematis, Eibisch, Gänseblümchen, Pfingstrosen, Ranunkelstrauch, Ringelblumen, Rittersporn, Rosen, Sonnenblumen, Sonnenhut, Stockrosen, Taglilien, Zierkirschen und viele mehr gibt es gefüllt zu kaufen.
Aus den oben genannten Gründen empfehle ich dringend, bei Neupflanzungen unbedingt ungefüllten Sorten den Vorzug zu geben, denn sie sind ungleich nützlicher als die anderen. Für mich ist es schöner, wenn ich viele Insekten auf den Blüten beobachten kann als viele Blütenblätter sehe. Und außerdem weiß ich, dass ich damit ein feines Buffet angerichtet habe! 🙂
Alles Liebe, eure Karin!
© Text und Fotos: Karin Kurzmann, Fotos aufgenommen im Hortus Girasole in Niederösterreich und im Hortus Vespertilio in Kärnten
Quellen: Wikipedia, Der Gartengnom