Was den Eltern die Thuje war, ist den Kindern der Kirschlorbeer.

Er erfreut sich in den meisten neuangelegten Gärten allergrößter Beliebtheit, so wie früher die Thuje. Der NABU warnt vor der „hochgiftigen, ökologischen Pest“, wie er den Kirschlorbeer nennt. Was wir aber in unseren Gärten dringend brauchen, ist Vielfalt. Kirschlorbeer steht für Eintönigkeit und damit für das Gegenteil. So ein Garten ist ökologisch nahezu wertlos. Das Insektensterben bzw. Artensterben ist bald täglich Thema in den Medien. Die industrielle Landwirtschaft wird dafür verantwortlich gemacht. Aber ein Garten, der aus nichts anderem als Zierrasen, Thujen, Kirschlorbeer und Schotterflächen besteht, ist mindestens genauso lebensfeindlich. Der Kirschlorbeer bietet zwar das ganze Jahr ein üppiges Grün, aber das ist eine Mogelpackung, wie die Forsythie.

Was können wir Gärtner nun tun? Wildsträucherhecken und damit Vielfalt pflanzen! Wir bieten dadurch Kleinstlebewesen, Säugetieren und Vögeln Nahrung, Schutz und Nistmöglichkeiten. Wer unbedingt einen wintergrüne Giftpflanze als Hecke haben möchte, kann Eiben pflanzen. Der Platz, den Kirschlorbeer belegt, ist ein für die Tierwelt verlorener Platz – und im weitesten Sinne auch für uns.

 

Kirschlorbeer – Grüne Einfalt

Lorbeerkirsche – (Prunus laurocereasus, Syn.: Laurocerasus officinalis), üblicherweise Kirschlorbeer genannt. 2013 wurde sie Giftpflanze des Jahres.

  1. wächst bis zu 40 cm pro Jahr
  2. heimisch in Kleinasien
  3. Ist fast völlig nutzlos für Insekten und Vögel
  4. 3 Vogelarten ernähren sich von den Beeren (vgl. Eberesche: 63)
  5. Die Nahrungsgrundlage für Insekten verschwindet mit ihm und damit die Nahrung für Jungvögel.
  6. Für Reihenhausgärten denkbar ungeeignet: er muss regelmäßig beschnitten werden, weil er aufgrund seiner Wuchsfreudigkeit ohne regelmäßigen Schnitt in kurzer Zeit einen großen Standraum belegen und sich zudem durch Selbstaussaat bei günstigen Standortbedingungen schnell zu einer Art „Unkraut“ entwickeln kann.
  7. Ab zehn zerkauten Samen tritt Atemstillstand ein. Bereits zwei Blätter führen zu Vergiftungen. Sie gehört zu den giftigsten Pflanzen, die wir mittlerweile in unseren Breiten haben, wie z. B. Tollkirsche, Oleander, roter Fingerhut, Akelei und Herbstzeitlose. Für das Ökosystem Garten hat er so gut wie keinen Nutzen. Wer sich eine giftige Pflanze in den Garten holen möchte, kann das mit der heimischen Eibe tun.
  8. Kirschlorbeerschnitt in der Natur zu entsorgen, ist besonders schlimm und daher verboten. In vielen Wäldern wildert er aus und nimmt heimischen Pflanzen den Lebensraum. Darum ist die Lorbeerkirsche in vielen Gegenden auf der Schwarzen oder Grauen Liste der Neophyten aufgeführt und sollte außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets nicht mehr angepflanzt werden.
  9. Richtige Entsorgung: Auf die Totholzhecke geschichtet, verrottet er wie anderes Holz auch. Keine Beeren an den Ästen hängen lassen! Sonst gehen viele Sämlinge auf. Also entweder auf den Komposthaufen oder in die Biotonne.

Heimische Wildsträucher – blühende Vielfalt

Was ist nun der Vorteil der Wildsträucher?

Sie sind nicht teuer, sie sind schon selten geworden und deshalb umso wertvoller und wichtiger. Sie sind lebendig, denn sie sind mit Insekten, Vögeln und Säugetiere auf vielfältige Weise verknüpft. Sie sind gesund, robust, Dünger ist überflüssig und auf´s Giftspritzen kann verzichtet werden. Kein ständiges Gießen notwendig. Sie sind völlig unempfindlich, denn sie sind an unser Klima angepasst. Sie sind sehr dekorativ, weil sie je nach Jahreszeit vier verschiedene optische Erscheinungsbilder zeigen. Und nicht zuletzt sind sie lehrreich. Man hat die Jahreszeiten direkt vor der Nase. Daher spricht einfach alles für heimische Wildsträucher.

Ich liste euch hier ein paar Alternativen zum Kirschlorbeer auf:

Holunder (Sambucus)

  • Keine besondere Pflege notwendig, keine Düngung, kein ständiges Bewässern, kein Winterschutz

Schlehe (Prunus spinosa)

  • Bildet eine dichte Hecke. Tolles Versteck und Futterlieferant für viele Tierarten. Die Früchte können nach den ersten Frösten zu Marmelade verarbeitet oder den Vögeln überlassen werden. Die Schlehe ist anspruchslos und wächst auch auf kargen Böden. Bildet Wurzelausläufer, daher mit einer Wurzelsperre versehen.

Heckenrose (Rosa corymbifera), Wildrose

  • Trägt kaum Stacheln, blüht rosa und trägt im Herbst Hagebutten, liebt lockeren und humusreichen Boden, keine weitere Pflege notwendig.

Eberesche (Sorbus aucuparia), Vogelbeere

  • Am besten halbschattig pflanzen. Keine besonderen Bodenansprüche. Braucht eher nährstoffarmen Boden. Kann bis 15 Meter hoch werden, deshalb ist regelmäßiger Schnitt empfohlen, wenn man sie nicht so hoch wachsen lassen möchte. Die Beeren werden von 63 Vogelarten gefressen! Die Beeren sind schwach giftig. Die Eberesche ist auch Nahrungsquelle für Tiere wie den Fuchs und Dachs, den Siebenschläfer und die Haselmaus und für unzählige Insekten.

Salweide (Salix caprea), Palmkätzchen

  • Völlig anspruchslos. Schnittfest. Robust.
  • Nutzen für 213 Insektenarten, 34 pollensammelnde Wildbienen. Bedeutendste Pflanze für die heimische Schmetterlingsfauna. Weiden sind die Superstars unter den heimischen Gehölzen.

Und dann gäbe es noch den Weißdorn, die Brombeere, die Kornelkirsche, den Hartriegel, die Traubenkirsche, den Faulbaum, den Schwarzen Holunder, den Schneeball und noch viele mehr.

Wildsträucher für die Hecke

Über den Nutzen der Forsythie

Zusammenfassung und persönliche Meinung:

Für mich gibt es keinen Grund, in einem Garten Kirschlorbeer zu pflanzen. Jeder muss selbst entscheiden, ob er ihn entfernen möchte, wenn schon einer da ist. Wenn man aber eine Neupflanzung vornehmen will, dann rate ich wirklich davon ab.

Ich bin der Meinung, und davon lasse ich mich nicht abbringen, dass jeder seinen Beitrag leisten kann, auch im Kleinen. Wir gestalten unseren Garten so insektenfreundlich, wie es nur möglich ist. Und wir versuchen, andere davon zu überzeugen, dass es nicht nur nützlich ist, sondern auch uns persönlich ungeheure Freude bringt, wenn man erlebt, wie sich Vielfalt einstellt, wie sich Insekten und andere Tiere im Garten einfinden. Das ist so wunderbar! Ich bedaure jeden Menschen, der einen Garten hat und das nicht erleben darf, weil er ihn entweder zubetoniert, zuschottert oder vergiftet.

Wer sich Kirschlorbeer im Garten halten und daran erfreuen will, soll das tun. Man sollte aber nicht vergessen, dass auch wir Privatgärtner für den Artenschwund verantwortlich sind – durch das Anpflanzen exotischer Gewächse, an die unsere Tierwelt nicht angepasst ist. Der ökologische Wert des Kirschlorbeers wird manchmal mit der Amsel oder anderen Vögeln begründet, die doch die Beeren so gerne fressen. Dass Hecken und/oder solitäre Sträucher viel mehr „Aufgaben“ in der Natur erfüllen, wird leider vergessen oder es ist gar nicht bekannt.

Dass der Kirschlorbeer auf der Grauen Liste der invasiven Neophyten steht, ist für mich nur das Tüpfelchen auf dem I. Wie weit man jetzt Kirschlorbeer dazuzählen muss oder möchte, lasse ich dahingestellt – die Grenzen zwischen „potentiell problematisch“ und „hochproblematisch“ sind auf alle Fälle nicht eindeutig und regional verschieden.

Alles Liebe, Karin 🙂

Eine wertvolle Eberesche mit ihren leuchtend orangen Beeren. Ein Gewinn für jeden Garten. Fotografiert im Hortus Plenus in Baden Württemberg.
Blühender Holunder im Hortus Girasole.
Alte gelb blühende wilde Rose im Hortus Vespertilio in Kärnten. Emsig umschwärmt von vielen Insekten.

 

Text: (c) Karin Kurzmann Fotos: (c) Karin Kurzmann

Foto der Kirschlorbeers: Wikipedia, zur weiteren Verwendung gekennzeichnet.

Quellenangaben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Kirschlorbeer

https://www.naturgartenplaner.de/service/vergleich-wildstraeucher-exoten/?fbclid=IwAR2hQ3kqVK6fTDrG5–rFZXAVM5W8A_0w1Tw1XWUZ6bI5B9yNPWJJOUasf0

https://bremen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/21750.html

Weiterführende Links:

https://www.bfn.de/fileadmin/MDB/documents/service/skript352.pdf  Seite 156

http://www.neobiota-austria.at/ms/neobiota-austria/neobiota_home/

http://www.oegg.or.at/schwerpunkte/neophyten/

http://neobiota.bfn.de/fileadmin/NEOBIOTA/documents/PDF/BfN-Faltblatt_invasive-gartenpflanzen.pdf

https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript471.pdf