Nützliche Ohrwürmer – zu Unrecht gefürchtet
Wer kennt es nicht, das Märchen von den Ohrwürmern (Ohrschliefern, Ohrzwickern)? Dass sie in menschliche Ohren kriechen? Früher wurden die Ohrwürmer zermahlen und als Heilmittel bei Ohrerkrankungen verwendet, daher der Name.
Zugegeben, die Zangen am Hinterleib sehen aus der Nähe betrachtet wirklich furchterregend aus. Dabei werden sie nur zur Jagd, zur Verteidigung, als Hilfe beim Entfalten der Hinterflügel und bei der Paarung eingesetzt. Der Ohrwurm ist etwa 9 bis 20 mm lang, schwarzbraun gefärbt, hat kurze Flügeldecken, lange Fühler und ist sehr beweglich. Ohrwürmer bringen in der Regel nur eine Generation pro Jahr hervor. Es gibt den gemeinen Ohrwurm und 7 bis 8 weitere Arten in Mitteleuropa. Beinahe alle Arten sind nacht- oder dämmerungsaktiv und halten sich tagsüber in selbstgebauten Gängen, unter Baumrinden oder Steinen und anderen Verstecken auf. Im Herbst oder Frühjahr legen die Weibchen ihre Eier in selbst gegrabene Erdröhren. Die Eier und Larven werden gepflegt und bewacht. Ende Mai verlassen die Jungtiere das Nest. Sie überwintern in Erdverstecken.
Das Menü der Ohrwürmer:
Der Gemeine Ohrwurm ist ein Allesfresser (Tiere, Pflanzen, Pilze), und gilt als Nützling. Am liebsten ist ihm jedoch tierische Nahrung wie Blattläuse, Blutläuse, Spinnmilben, Insekteneier und andere kleine Insekten. Auch Schmetterlingsraupen ergänzen sein Menü. Junge Ohrwürmer können pro Nacht bis zu 50 Blattläuse fressen, ausgewachsene bis zu 120. Wenn es im Garten zu wenige Insekten gibt, knabbern sie auch beschädigte Früchte, Knospen und weiche Blätter an, am liebsten aber tote Biomasse. In Summe richten sie aber weit weniger Schaden als Nutzen an, vor allem, wenn es genug tierische Nahrung gibt.
Wie überredet ihr die nützlichen Ohrwürmer zum Bleiben in eurem Garten?
- Schonung durch Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel
- Ohrwurmtöpfe als Tagesverstecke anbieten, weil sie nachtaktiv sind.
- Blumentöpfe mit Holzwolle, Heu oder Moos locker füllen und umgekehrt an Bäume hängen. Darauf achten, dass sie den Baumstamm berühren. Man kann die Töpfe auch auf Pfosten stecken. Die Holzwolle jährlich wechseln.
- Mit den Töpfen kann man die Ohrwürmer einfach zu den befallenen Pflanzen übersiedeln.
- Wenn man seinen Garten als Hortus gestaltet, werden auch Ohrwürmer als Stammgäste bleiben.
Fotos und Text: (c) Karin Kurzmann. Fotos aufgenommen im Hortus Vespertilio in Kärnten
Quelle: Naturnische Hausgarten, die umweltberatung