Schauen statt schneiden, genießen statt arbeiten…
Auf den herbstlichen „Gartenputz“ kann man gut verzichten. Ein bisschen gartenfaul sein, tut uns allen gut, nicht wahr? Es tut den Tieren UND uns gut!
Im Herbst ist es viel besser, manches NICHT zu tun, als zu viel zu tun…
Wir Naturgärtner glauben ja nicht, dass der Garten wie ein Wohnzimmer aussehen muss, oder? 😉
Verblühtes, Verdorrtes, Laub etc schützt im Winter alles Leben darunter und es verrottet zu Humus. Es genügt, Laub von den (befestigten) Wegen zu entfernen.
Und warum sollte man lieber nichts tun?
Der Igel braucht viel Falllaub, Reisig und Gras, um sich im Winter vor dem Frost zu verstecken.
Und nicht nur der von allen geliebte Igel braucht dieses „Material“: viele andere Tiere wohnen dort auch, die man viel seltener zu Gesicht bekommt: Kröten und Molche, Spitzmäuse, die Waldmaus und die Haselmaus, Blindschleichen, Laufkäfer, Marienkäfer, Spinnen, und viele andere mehr. In hohlen Halmen spinnen sich Insektenlarven für ihre Winterruhe ein.
Diese lockere Schicht aus abgeknickten Trieben und abgefallenem Laub isoliert Bodenknospen, Knollen und Zwiebeln vor dem Frost. Und nicht nur diese, auch das Heer der unsichtbaren Bodenorganismen wird so geschützt.
Für viele Vögel sind die überwinternden Insekten fette Beute! Auch auf die Samenstände der Wilden Karden, der Sonnenblumen und der Cosmeen stürzen sie sich mit Begeisterung.
Schneidet auch die beerentragenden Sträucher nicht jetzt zurück! Die Beeren sind wertvolles Winterfutter für unsere Vögel: Hagebutten und Pfaffenkapperl, Beeren von rotem Hartriegel, Weißdorn und Liguster werden gerne vernascht!
Im Staudengarten ist es besonders schön, die Samenstände der verblühten Stauden stehen zu lassen. Im Winter, wenn der Garten oft trostlos aussieht, geben sie dem Garten Struktur. Und wenn Eiskristalle auf den Samenständen glitzern, werden wir ein bisschen für die gartenlose Zeit entschädigt.
Wenn ihr euren Garten nicht „aufräumt“, sorgt ihr für neues Leben in der kommenden Gartensaison!
Deshalb: Statt die Schere in die Hand zu nehmen, spaziert lieber durch euren Garten und schaut euch an, was es alles Interessantes zu sehen gibt, genießt die arbeitsfreie Zeit und freut euch auf das nächste Gartenjahr!
Alles Liebe, Karin!
Foto: Blütenstand der Fetten Henne, ein wertvoller Herbstblüher im Garten
Wer Nachbarn mit einem superordentlich aufgeräumten Garten hat, kann sich zur mentalen Stärkung dieses Video anschauen. Sehr anschaulich beschreibt Markus Gastl hier, wie er sich das so vorstellt, wenn man einmal vor der Himmelstür steht 🙂 HIER geht´s zum Video.