In unserem Kärntner Hortus Vespertilio haben wir viel Platz, einen großen Garten, viele Bäume, viele Hecken – das heißt: viel Schnitt, große Äste, kleine Äste, Laub…

Wohin damit? Eine Biotonne gelangt nach einem halben Strauch schon an ihre Grenzen.

Wegbringen mit dem Auto? Nicht sehr öko-logisch.

Sehr logisch: das wertvolle, durch Rückschnitt anfallende Totholz zu einer Totholzhecke aufschichten.

Es gibt noch den Typ „Benjes-Hecke“, das ist ebenfalls eine Totholzhecke, die anfallenden Äste und Zweige werden zwischen bestehende Sträucher sozusagen „eingeflochten“.

Wir haben eine Totholzhecke angelegt, um unseren Schnitt bestmöglich zu verwenden und den Vögeln in unserem Garten ein geschütztes Rückzugsgebiet zu bieten, denn es streunen einige Katzen durch unseren Naturgarten. Die Vögel sollen hier zwischen den ganzen stacheligen Pflanzen sicher vor ihnen sein. Na ja, sie halten sich im gesamten Garten auf, nisten überall, vielleicht sogar in unserem Vogelparadies 😉

Auf dem alten Nussbaum hält sich gern einer der Buntspechte auf und klopft schon zum Frühstück auf den Ästen herum. Wir sehen ihn selten, aber hören ihn immer.

Nun aber zur Dokumentation, wie wir die Totholzhecke angelegt haben:

Im Mai 2012 sah diese Ecke noch so aus. Einige Fichten waren gefährlich nahe bei der Grundstücksgrenze und wurden gefällt. Sie waren sehr hoch und bei Sturm nicht mehr sicher.
Juli 2015: Nach dem Fällen der Bäume. Eine wilde Ecke war das irgendwie immer…
2015. Ein großer Hibiskus stand auch hier, Himbeeren und Buddleja (invasive Neophyten) (Neophyten)
23. März 2017: los geht´s! Mit Ästen haben wir die Umrisse der geplanten Totholzhecke markiert.

Es ist ein Viertelbogen in einer Ecke des Gartens. Von zwei Seiten bauen wir die Hecke auf, sie überlappt sich dort, wo sich die beiden Seiten treffen, nicht ganz. Es bleibt eine Art Zugang. Man kann also im Winter und zeitigen Frühjahr hineingehen, kontrollieren und neue stachelige Pflanzen setzen. Später kommt man nicht mehr hinein. Also der Mensch nicht.

12. Mai 2017: Wir haben stärkere Äste als Steher in die Erde gesteckt, damit die Hecke nicht umfällt.
Hier sieht man, dass sich die Hecke von rechts näher kommt.
29.9.2017: Sie wächst nach vorne und in die Höhe.
März 2018: die Hecke sinkt zum Glück immer wieder stark zusammen, sonst hätten wir hier schon die chinesische Mauer stehen 😉
März 2018: von der linken Seite kommt jetzt auch der Totholzheckenteil und arbeitet sich zum rechten Stück vor.
März 2018: Dick aufgeplustert sitzt die Amseldame im Gestrüpp.
Mai 2018: jetzt erkennt man schon gut, wie sich die beiden Hecken annähern.
Blick von unserem sogenannten „Waldbeet“ Richtung Vogelparadies.
Mai 2018: vom 1. Stock des Hauses aus mit Teleobjektiv.
Juli 2018: Vor die Totholzhecke haben wir einige Jostabeeren gesetzt, teils übersiedelt aus unserem NÖ Hortus, teils Ableger gemacht. Sie werden riesengroß, 2m x 2m. Zu groß für den kleinen Hortus Girasole in NÖ.
April 2019: während eines Sturmes ist die rechte Hecke komplett umgestürzt. Wir haben sie neu aufgebaut und dann noch besser gestützt. Links liegt Laub unter den Latten, zusätzlich für Igel.
April 2019: links von der linken Hecke steht ein sehr alten Walnussbaum.
Hinten den Totholzhecken bzw. im Vogelparadies haben wir gepflanzt und setzen laufend was nach: stachelige Himbeeren, Wildrosen, viele Berberitzen, sehr stachelige Brombeeren. Wobei: die Wildrosen werden eher von den Vögeln ausgesät. Die vermehren sich im ganzen Garten wie verrückt.

Ich stand vor der Hecke und hörte ein feines Geräusch, eine Art Schaben. Eine Feldwespe schabte Material für ihren Nestbau ab. Nicht nur Vögel, Igel, Marder, Mäuse profitieren vom Totholz, ebenso Insekten.

Juni 2020: die Brombeeren blühen. Wir haben das Schilf aus dem Schilfbeet ausgeräumt (dort war einmal ein kleiner Teich, das Schilf hat ohne Teich überlebt) und auch aufgeschichtet.
Juni 2020: der große Holunder blüht herrlich und liefert dann fette Beeren für die Vögel.
Die Brombeeren strecken ihre Arme aus und umarmen die Jostabeeren. Himbeeren kommen auch durch.
April 2021: noch nicht sehr grün, deshalb sieht man ins Innere des Vogelparadieses.
Rechts von der Hecke ist grad Baustellenbetrieb. Der Gärtner meines Vertrauens arbeitet am Sandarium, das wir anstelle des sterilen Forsyhienstrauches gebaut habenq.
April 2021: eine herrliche Zeit im Garten, die Obstbäume blühen. Alle Obstbäume sind sehr alt, Ende der 1950er Jahre gesetzt.
April 2021: Im Frühjahr kontrollieren wir hier auch, damit die Sträucher nicht an der neuen Mauer von Nachbarn kratzen.
Wir haben einige Amselpaare im Garten. Deren Revier dürfte nicht sehr groß sein, sie leben alle gut miteinander hier im Hortus. Die Nester bauen sie überall, ob auch im Vogelparadies, bleibt wohl ihr Geheimnis…
Juli 2021: Die Totholzhecke verschwindet immer mehr hinter Jostabeersträuchern, Himbeeren, Brombeeren und rechts außen (nicht zu sehen) hinter Johannesbeeren und Wildrosen.
Juli 2021: Im Inneren wuchert es.
Unter der Hecke wohnen Igel. Und sicherlich noch viele andere Tiere, die wir nie zu Gesicht bekommen.
April 2023. Jetzt ist wieder ein Kontrollgang möglich, ein paar Stachelmonster werden reingesetzt.
Jeden Tag wird frisches Wasser für das tägliche Bad eingelassen.
Mai 2023. Den linken Teil müssen wir auch mit ein paar Ästen in Schach halten. Wir haben immer so viel Schnittgut .. zum Glück, es sei wiederholt, senkt sich alles ab. Es gibt noch weitere Reisig-/Totholzhaufen im Garten. Damit wir nicht alles hierher schleppen müssen.
Die Wildrosen blühen wunderschön.
April 2024. Das war ein trauriger Fund. Die Rest des Stachelkleides eines Igels. Was wir wissen, ist, dass ein Marder in der Hecke wohnt und einige Igel. Wenn ein Marder den Igel auf dem Gewissen hat, muss der Igel krank gewesen sein, glauben wir. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass es ein Dachs war. Die gibt es auch hier irgendwo.
Katzen abhalten, das sollen die dornigen Pflanzen, Wohnen Mäuse da drin in der Hecke? Irgendwas Interessantes muss es wohl sein..
Schön grün und wild 🙂
Juni 2024: Die Jostabeeren reifen und wurden gemeinsam mit Himbeeren und Johannisbeeren zu Marmelade verarbeitet.
Juni 2024: Die Brombeeren blühen, aufs Naschen müssen wir da noch ein bissl warten.
1. Juli 2024: Von der rechten Totholzhecke ist nichts mehr zu sehen. Die Brombeeren und Josta sind blickdicht, könnte man sagen.

Wenn man einen kleinen Garten und nicht viel Platz für eine große Totholzhecke hat, tut es auch eine kleine.

Im Hortus Girasole haben wir eine kleine gebaut, LINK dazu hier.

Ich würde mich freuen, wenn ich euch zum Bau einer Totholzhecke anregen konnte.

Liebe Grüße, eure Karin

(c) Fotos, Videos Text: Karin Kurzmann, alles aufgenommen im Garten der Fledermäuse, dem Hortus Vespertilio, in Klagenfurt, der Wildnis in der Stadt.