Natürliche Grabgestaltung

Über manche Flächen haben wir für einige Zeit ein Verfügungsrecht: wie zum Beispiel die Grünfläche auf einem Grab.

Und diese Gräber können wir nützlich, lebendig und schön gestalten – wenn wir uns trauen! Gräber anders zu gestalten, als es „üblich“ ist, erfordert Mut:

„Aber zu Allerheiligen setzt MAN doch Erika“ – genau, die sterile Heidepflanze, die so gezüchtet wurde, dass sich die Blüten niemals öffnen und keinen Nektar und Pollen enthalten und die im Frühjahr weggeworfen werden müssen.

„Im Frühjahr setzt man doch Primeln“ genau– die mit Pestiziden behandelten Primeln aus dem Baumarkt, wo die Bienen das Gift gleich gratis mitgeliefert bekommen….

Doch es geht auch anders! Jeder Quadratmeter zählt!

Vor Allerheiligen wird alles weggeworfen, was bis dahin das Grab geschmückt hat. Ein Gesteck, mit Farbe besprühte „Naturmaterialien“ sind da zu finden, ein paar Zapfen, Tannengrün. Das bleibt manchmal bis Weihnachten und wird gegen einen Christbaum ausgetauscht, oder bis ins Frühjahr. Inklusive Tonpflanzschale landet das ganze Gesteck auf dem Biomüll und die nächsten Wegwerfblumen werden gekauft. Das wäre ein guter Zeitpunkt, um die Bepflanzung neu zu überdenken und es anders zu machen. Wie es gehen kann, seht ihr hier an 4 Grabstellen.

Eine (fremde) Grabstelle, ausschließlich mit Herbstastern bepflanzt. Ein wahres Vernügen, dort zu verweilen und dem Brummen der Insekten zuzuhören.

 

Wir haben gepflanzt: Natternkopf, Lavendel, Nachtkerze, Malve, Wollziest, verschiedene Hauswurzen, Gartensalbei, Akelei, silberner Rainfarn. Sieht da noch etwas mickrig aus. Im Frühjahr kommen Einjährige dazu. Wir säen Klatschmohn, Ringelblumen, usw. Der große Vorteil dabei ist: es ist kein Gießen notwendig, die Pflanzen kommen mit dem Regen aus. Wenn wir auf Kontrollbesuch sind, werden wir gießen.
Dieses Grab ist von uns über 300 km entfernt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass es praktisch mit Null Pflegeeinsatz zurecht kommt. Wie wir das geschafft haben, zeigen wir euch hier. Vorher war eine Konifere gepflanzt, nur Zierkies und eine Betonschüssel mit einer üblichen Grabbepflanzung. Dieses Grab war der Ausgangspunkt für unsere neue Grabgestaltung. Wir haben lange überlegt, was wir hier machen sollen. Ich saß eines Tages vor diesem Grab und schaute ein wenig in die Luft, während Robert Wasser holte für dieses Betonschüssel. Plötzlich fiel mein Blick auf ein Nachbargrab. Dort sah ich einen Lavendelstock. Heraus ragte eine Akelei, es waren schon Samen dran. Hmmm, ein Gedanke begann sich zu regen…… nimm ein paar Samen…….verteile sie auf dem Friedhof……damit sie sich vermehren……… Blick fällt aufs eigene Grab……hmmm…..man könnte doch…..nur Akeleien…..was könnte man denn da……. wir können nicht dauernd gießen kommen….. viel zu weit weg……was ist pflegearm……hmmm…..Konifere weg….Marmorabtrennung weg….Betonschüssel weg…… ja, das ginge…..Hauswurzen, Akeleien, Ringelblumen… : Die Idee war geboren
Diesmal füllten wir den Kofferraum mit Pflanzen für das Grab.

 

Wir haben gepflanzt: Katzenminze, Steinquendel, Bartblume, Hauswurzen, Ringelblumen und Akeleien. Wir haben zu dicht gepflanzt, wie so oft. die Hauswurzen bekamen zu wenig Licht. Der Vorteil dieser Bepflanzung ist: kein extra Gießen, der Regen muss genügen. Wenn wir auf Besuch kommen, dann gibt es natürlich den Extraschluck Wasser 🙂

 

Als alles zu blühen begann, spielte sich das gesamte „insektorische“ Friedhofsleben auf unserem Grab ab. so kam es uns vor. Es war eine Freude!
Die Bienen und Hummeln waren sofort da, als alles zu blühen beganng. Der Steinquendel ist ein wahrer Insektenmanget. Wir können gar nicht genug davon bekommen. Ich setze mich dann vor das Grab und schaue einfach nur. Ich sitze und schaue und lausche. Sonst ist es still auf dem Friedhof. Schritte knirschen im KIes, Gießkannen werden gefüllt, auf unserem Grab summt es. Eine Wohltat.
Wir konnten viele Hummeln beobachten, Honigbienen, Wildbienen. Was für ein gutes Gefühl das ist, wenn das Grab so nützlich geworden ist, kann ich gar nicht beschreiben. Zutiefst befriedigend. Hier seht ihr den Steinqendel, er blühte noch im Oktober und ist ein Insektenmagnet.

 

Die blitzschnelle Wollbiene war auch hier unterwegs. Zwischen Steinquendel und Katzenminze zischte sie hin und her.
Das Grab meines Vaters wird mit einer Grabplatte verschlossen. Hier zu gärtnern, ist fast unmöglich. Die Hauswurzen sind aber so genügsam, ich habe versucht, sie hier zu setzen. Es ist gelungen. Sie sind genügsam und haben sich gut entwickelt. Es werden wohl noch mehr Körbe folgen…..
Hauswurzen sind robust. Sie überstehen den Winter auch in solchen Gefäßen. Sie haben sich alle gut entwickelt, auch die Mauerpfeffer.
In diesem Korb-Schiffchen hat sich doch tatsächlich eine Mariendistel angesiedelt. Der Korb stand vorher auf unserer Terrasse neben dem Hot-Spot-Hochbeet (Magerhochbeet), auf dem sich eine Mariendistel befand. Der Same hatte es da nicht weit
So ein Grab ist auch eine Freude: einfach die Fetthennen machen lassen, im Herbst sind sie eine Pracht und liefern wertvolle Nahrung für die noch spät fliegenden Insekten. Pflegeaufwand: 1 x im Jahr, im Frühling, die alten Stiele abschneiden und die jungen Rosetten freilegen. Fertig.
Das ist die Schneeheide. Das Foto ist vom 26. Februar 2017. Es hat toll geblüht und drinnen hat´s gesummt wie wild. Ein Traum!!

 

 

 

Wenn ihr eine Grabstelle bepflanzen wollt und wo die Bepflanzung nicht lange bleiben kann, oder wenn ihr kein Geld ausgeben wollt, dann gibt es noch eine andere Möglichkeit: Ableger aus dem Garten setzen und Samen ausstreuen. Auf diesem Grab war viel Flugverkehr! Aus allerlei Samen und Ablegern aus dem eigenen Garten hat sich ein buntes blütenreiches nützliches Meer entwickelt: Klatschmohn, Lichtnelken, Rainfarn, Tagetes, Sonnenblumen, Fetthennen, Lavendel, Ringelblumen, Wollziest, Hauswurzen…… Hier hat es 2017 schon toll geblüht. Wir haben nur gegossen, als wir gesetzt haben, danach muss alles allein klarkommen. Wir haben Stauden gesetzt, die noch wachsen müssen. Lavendel, Fetthenne, Lichtnelken, Wollziest, silberner Rainfarn. Für so eine Bepflanzung braucht man Mut 🙂 Hat 0,0 Euro gekostet…..und bleibt. Keine Neuinvestitionen nötig. Im Frühjahr lenkend eingreifen, nicht gewollte Pflanzen entfernen, den Stauden Licht machen, damit sie wachsen können. Die Einjährigen haben schon im Herbst ihre Samen fallen lassen, wenn sie nicht gefressen wurden…

Wenn die Friedhofsordnung streng ist, dann lässt sich auch mit winterharten Stauden ein gepflegtes und trotzdem für die Insektenwelt nützliches Grab bepflanzen!

Meine Tipps:

  • Katzenminze
  • Steinquendel
  • Lavendel
  • Bartblume
  • Steppensalbei
  • Heidekraut
  • Fetthennen
  • Astern
  • Lungenkraut
  • Hauswurzen
  • Mauerpfeffer
  • Malven

Und meine neueste Entdeckung: Kerzen zum Nachfüllen für die Grablaternen – HIER geht es zum Beitrag.

Fotos und Text: (c) Karin Kurzmann